Gericht gibt veganen Lederbegriff frei

Admin User
2 Min.
Verschiedene Lederstücke sind auf einer flachen Oberfläche angeordnet.

Gericht gibt veganen Lederbegriff frei

Lederindustrie verliert Rechtsstreit

Anrisstext: Nach einer Klage des Verbands der Deutschen Lederindustrie (VDL) gegen den veganen Handtaschenhersteller Nuuwai wegen der Verwendung der Begriffe „Apfelleder“ und „veganes Leder“ hat das Landgericht Hannover heute entschieden: Entgegen der Auffassung des VDL seien die Bezeichnungen weder irreführend noch wettbewerbswidrig. Die vorsitzende Richterin stellte in der mündlichen Verhandlung klar, dass keine Verwechslungsgefahr mit tierischem Leder bestehe, ...

Veröffentlichungsdatum: 10. September 2019, 16:27 Uhr MESZ

Schlagwörter: Industrie, Finanzen, Einzelhandel

Artikeltext: Ein deutsches Gericht hat im Rechtsstreit um die Begriffe „Apfelleder“ und „veganes Leder“ zugunsten des veganen Handtaschenherstellers Nuuwai entschieden. Der Verband der Deutschen Lederindustrie (VDL) hatte das Unternehmen verklagt und behauptet, die Formulierungen würden Verbraucher in die Irre führen. Das Landgericht Hannover wies die Klage ab und urteilte, dass die Begriffe weder täuschend seien noch gegen Wettbewerbsrecht verstießen.

Im Mittelpunkt des Verfahrens stand die Frage, ob Nuuwais Verwendung der Begriffe „Apfelleder“ und „veganes Leder“ gegen Handelsvorschriften verstoße. Das Gericht kam zu dem Schluss, dass Verbraucher diese Bezeichnungen eindeutig als pflanzliche oder synthetische Alternativen – und nicht als tierisches Leder – verstehen. Zudem sei das Präfix „vegan“ im heutigen Sprachgebrauch allgemein anerkannt.

Die Tierschutzorganisation PETA begrüßte das Urteil und verwies auf ihre langjährige Kampagne für tierleidfreie Materialien. Die Organisation wies auf die Umwelt- und Ethikprobleme der herkömmlichen Lederproduktion hin, darunter die Belastung durch giftige Chemikalien in Ländern wie Indien und Bangladesch. Chrom und Formaldehyd, die häufig in der Gerberei eingesetzt werden, verseuchen oft Gewässer und Böden und gefährden so die Gesundheit. PETA forderte Wörterbuchverlage auf, die Definition von „Leder“ um pflanzliche und synthetische Alternativen zu erweitern. Der Duden, ein führendes deutsches Nachschlagewerk, hat seinen Online-Eintrag bereits entsprechend angepasst.

Unterdessen wächst der globale Markt für veganes Leder rasant – bis 2025 werden Umsätze von über 85 Milliarden US-Dollar prognostiziert. Treiber sind Innovationen und die Nachfrage nach nachhaltigen, tierleidfreien Materialien. Die traditionelle Lederherstellung steht wegen Praktiken wie Brandzeichen, Kupieren von Schwänzen und unzureichender Betäubung bei der Schlachtung in der Kritik. Veganes Leder, hergestellt aus Materialien wie Ananasfasern, Pilzen oder recycelten Kunststoffen, setzt sich zunehmend in der Mode-, Automobil- und Möbelbranche durch.

Das Urteil schafft Rechtssicherheit für Unternehmen, die Begriffe wie „veganes Leder“ verwenden, und unterstreicht die wachsende Akzeptanz pflanzlicher Alternativen auf dem Massenmarkt. Angesichts steigender Nachfrage und sich wandelnder Definitionen könnte das Urteil weitere Innovationen im Bereich nachhaltiger Materialien fördern.