Grimme-Onlinepreis 2024: Skandale, Proteste und ein radikaler Neuanfang

Grimme-Onlinepreis 2024: Skandale, Proteste und ein radikaler Neuanfang
Die 58. Verleihung des Adolf-Grimme-Onlinepreises war in diesem Jahr von Kontroversen und Protesten geprägt. Zwei Preisträger lehnten ihre Auszeichnungen ab, während einem anderen der Preis nach Vorwürfen des Antisemitismus wieder entzogen wurde. Gleichzeitig kündigte der neue Direktor des Grimme-Instituts weitreichende Veränderungen an.
Gefeiert wurde der Preis für „Herbst 89 – Auf den Straßen von Leipzig“, dessen interaktiver Ansatz es Nutzern ermöglicht, historische Szenen des Mauerfalls in der DDR quasi „durchzuspielen“. Doch die Veranstaltung wurde überschattet vom Entzug des Preises für die junge Nahost-Aktivistin Judith Scheytt. Der unabhängige Förderverein „Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises“ hatte diese Entscheidung nach Kritik und Antisemitismusvorwürfen getroffen – obwohl sich Teile der Jury dagegen aussprachen.
Zwei weitere Preisträger, die Regisseure Moritz Riesewieck und Hans Block, protestierten gegen den Entzug, indem sie ihre eigenen Auszeichnungen auf der Bühne zurückließen und den Saal verließen. Ein Grimme-Mitarbeiter hob die Preise später auf. Block bezeichnete den Schritt im Nachhinein als einen „massiven Angriff auf die Unabhängigkeit einer Jury-Entscheidung“ durch externen Druck.
Unterdessen kündigte der neue Direktor des Grimme-Instituts, Nathanael Liminski, an, die Institution vollständig vom Förderverein zu trennen. Dies folgt auf eine Stellungnahme der Grimme-Direktorin Çiğdem Uzunoğlu, die den Entzug von Scheytts Preis als „formell inkorrekt“ bewertet hatte.
Zu den weiteren ausgezeichneten Online-Angeboten zählten gesundheits- und lebensnahe Formate wie „Little Monsters“ (WDR) zum Thema psychische Gesundheit, „Know & Grow“ (SWR für funk), das Fitness- und Gesundheitsmythen entlarvt, sowie „Gynäkollege“, das über gynäkologische Gesundheit aufklärt. Zudem wurde Eugen Rochko, der Schöpfer des nicht-kommerziellen Mikroblogging-Dienstes Mastodon, geehrt.
Die 58. Verleihung des Adolf-Grimme-Onlinepreises endete mit Streit und Reformversprechen. Während der Entzug des Preises für Judith Scheytt für Debatten sorgte, plant Direktor Liminski die Loslösung des Grimme-Instituts vom Förderverein. Trotz der Kontroversen würdigte die Veranstaltung zugleich wertvolle Online-Inhalte zu Gesundheit, Lifestyle und interaktiven Geschichtserlebnissen.

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